9. Mai 2017: Wir überqueren den Carson Pass in der Sierra Nevada, nachdem wir die knapp 2000 Höhenmeter vom Vortag noch in den Beinen spüren. Der Pass ist befahrbar, da die Lawinengefahr nun vorbei ist, links und rechts jedoch türmen sich die Schneemassen. Wir sind auf 8574 Fuß aka 2613 Metern. Kalifornien und Nevada hatten einen außergewöhnlichen Winter mit der angeblich zweithöchsten Schneemenge seit Beginn der Aufzeichnungen 1879. Wir hätten nicht gedacht, dass wir bereits jetzt unsere Winterkleidung benötigen und sind sehr froh, Daunenjacken, Mützen und warme Handschuhe eingepackt zu haben. Grundsätzlich freuen sich hier alle über die großen Schneemengen, da Kalifornien und auch Nevada die letzten vier Jahre Dürre erleiden mussten. Dieses Jahr sieht es somit besser aus. Wir sind auch froh, dass uns vorerst mal nicht zu heiß ist, sind wir doch am Weg in die Wüste.
Unsere erste Stadt in Nevada ist dessen Hauptstadt Carson City. „Make sure you have enough water.“ bekommen wir immer wieder gesagt, wenn wir erzählen, dass wir in Richtung Osten unterwegs sind. Auf Empfehlung unserer Couchsurfing Hosts Megan und Evan beschaffen wir noch unseren neuen Freund „das Dromedar“ (einen 10-Liter-Wassersack). Mit ihm sind wir bestens gewappnet auf die bevorstehenden Durststrecken…
Kurz darauf machen wir noch eine weitere Bekanntschaft, die sich auf vielen der nächsten paar hundert Kilometer als eine sehr freundliche herausstellt: der Wind, der von Westen weht und somit für uns Rückenwind ist. Wir gleiten dahin, gemütlich, ohne wirklich spürbaren Fahrtwind, die weiten Landschaften ziehen langsam vorbei und die Gräser und Büsche neben der Straße neigen sich in unsere Fahrtrichtung, nur das leise Schnurren unserer Fahrräder ist zu hören. Der Radcomputer zeigt meist zwischen 25 und 40 km/h. Erst als wir für eine Pause stehen bleiben, merken wir, wie windig es eigentlich ist und wie kühl es mit dem Wind sein kann – besser wieder weiter fahren.
Seiten- oder Gegenwind hingegen kann etwas zermürbend sein und einem das Gefühl geben, dass man sich nicht wirklich vom Fleck bewegt. Da werden aus den flotten 30 km/h auf einmal 5 bis 10. Aber die meiste Zeit ist der Wind auf unserer Seite und Nevadas endlos weite Täler lassen sich in einem perfekten Tempo durchqueren: Langsam genug um die Schönheit zu genieβen, die Rinder zu verwirren und verschiedenste Nagetiere in ihre Erdlöcher fliehen zu sehen, jedoch rasch genug um nicht Stunden in dem gleichen Tal zu verbringen.

Auf dem Highway 50, der einsamsten Straße der Staaten, kommen wir maximal einmal am Tag in eine Siedlung oder ein Städtchen. Wir nutzen diese Gelegenheiten um unsere Vorräte und vor allem das „Dromedar“ wieder aufzufüllen, obwohl es weniger heiß als erwartet ist – zu Beginn komfortable 20 bis 25 Grad tagsüber. Die Leute in den Siedlungen fangen an, uns vor dem bevorstehenden kalten Wetter zu warnen. Die Tage werden schnell kühler und die Nächte werden kalt. Wir bereiten uns auf härtere Nächte im Zelt vor, indem wir alles Mögliche zum Schlafen im warmen Schlafsack anziehen. Es hilft auch sehr, dass wir zu zweit sind und uns gern haben.

Auf einmal haben wir im Zelt nur mehr ganz wenige Plus-Grade und die paar Regentropfen von vorhin auf der Zelthaut sind mittlerweile gefroren. So verbringen wir ein paar Nächte in der Wildnis – man gewöhnt sich auch an Vieles. Zwischendurch und wenn vorhanden gönnen wir uns manchmal auch ein billiges Motel. So auch für die kälteste aller Nächte, welche wir in Ely verbringen. Wir sehen aus dem Fenster und beobachten den Schneesturm.
How do you guys like Nevada? Do you still believe in global warming? „Cowboy“ vor dem Sheriff’s Office in Ely
Mit dem 20. Mai wird es wieder wärmer und die Nächte lassen die Minus-Grade hinter sich. In den Orten, die wir kurz davor durchquerten, hat es nun 30 bis 35 Grad tagsüber.







Hi Kathi, better late than never, wow, looks like fun. So it is not spring yet over there, uh! 🙂
How are you guys holding physically? How many hundred kms have ypu already made?
Besos from prague!