Das erste Foto am Lake Erie. Wir sind erleichtert, endlich wieder etwas Neues zu sehen, und froh, weil das Klima in der Nähe des Sees nicht mehr so heiß und schwül ist.
Jausenpause 🙂
Freie Platzwahl am kommunalen Campingplatz nahe Dunkirk – also pflanzen wir uns in die beste Lage direkt am Strand. Die motorisierte Konkurrenz muss in der zweiten Reihe bleiben…
…während wir den Sonnenuntergang direkt „vor der Haustür“ genießen. 🙂
Urlaubsstimmung kommt trotzdem selten auf. Das „Pflichtprogramm“ auf so einer Reise ist zeitraubend: Zelt auf-/abbauen, Sachen ein-/auspacken, Kochen, Abwaschen, Equipment warten und reparieren, Wäsche waschen, Lebensmittel einkaufen, Kommunikation mit „daheim und unterwegs“, Körperpflege, Elektrogeräte aufladen, Ersatzteile organisieren, Fotos & GPS-Daten managen/backupen, bloggen… und dann soll man noch 80-100 km pro Tag fahren. Ein paar wenige „freie“ Minuten nutzt Kathi, um ein Geburtstagsgrußkärtchen an einen Freund zu schreiben.
Tags darauf wieder ein kurioser Schlafplatz: Das kleine Spielhäuschen im Garten eines Warmshowers-Hosts – kleiner war bisher nur unser Zelt…
…und im „echten“ Haus machen wir Bekanntschaft mit den neugierigen Vögeln, die auch dort wohnen.
Typisch Amerika: Containerhäuser werden fix-fertig auf Tiefladern an Kunden geliefert. Es gibt wohl charmantere Behausungen.
Bei der Einfahrt nach Buffalo – der letzten Stadt, die wir in den USA besuchen – kommt man am Tifft Naturschutzgebiet vorbei. Das Einzigartige daran: Das Areal befindet sich in einem riesigen ehemaligen Industriegebiet, das nun der Natur überlassen wird. So finden sich dort mittlerweile Populationen seltener Zugvögel.
Nach knapp 6000 km am Rad bzw. 3 schönen und interessanten Monaten in den USA: Der Fußgänger- und Radweg zur kanadischen Grenze ist erreicht!
Am Grenzübergang nach Kanada hat sich jemand ein Drehkreuz einfallen lassen, das grundsätzlich auch groß genug für Radfahrer sein soll. Für Radreisende wie uns wird es wegen der Packtaschen aber trotzdem ziemlich eng da drinnen.
Canada here we come!
Der Niagara River verbindet Lake Erie und Lake Ontario. und ist der Grenzfluss zwischen den USA und Kanada. Während auf der US-Seite allerhand Industrie angesiedelt ist, geht es auf der kanadischen Seite deutlich gemütlicher zu…
…dort befinden sich Wohngegenden, und statt der Großindustrie gibt es Limonadestände, an denen Kinder Wal-Mart Limo fürs 5-fache des Einkaufspreises verkaufen. 😉
Insider-Tipp für Flusswanderer: Falls plötzlich „Rauch“ am Fluss vor euch aufsteigt: Schnell in ans Ufer rudern! Sonst macht es flutsch,…
…und ihr fallt den Wasserfall runter! Bei den Niagara-Fällen wäre das noch dazu vor den Augen hunderter Schaulustiger wohl ziemlich peinlich und ungesund.
Wer keine Paddel zum Rudern hat und dem Wasserfall zu nahe kommt (so wie die zwei Jungs, die 1918 auf dem Lastenboot rechts im Bild waren), dem bleibt nur noch ein Ausweg: Boot fluten, auf Grund laufen lassen und auf Hilfe warten.
Unterhalb des Wasserfalls fährt es sich hingegen schon wesentlich gemütlicher: Ein halbes Dutzend Touristenboote bringt dort täglich tausende Besucher bis knapp an die Wasserfälle.
Es ist witzig: Die Touristen werden in rosarote Plastikponchos „verpackt“ und spätestens wenn dann alle gemeinsam im Sprühregen des Wasserfalls stehen macht sich an Bord der Boote eine kollektiv-glückliche Spielplatzstimmung breit.
Was weniger Leute wissen: Die Niagara-Fälle sind genau regulierbar. In der Hochsaison wird mehr Wasser hinunter gelassen, in der Nebensaison geht hingegen mehr Wasser über die Turbinen der nahe gelegenen Kraftwerke (Foto). Außerdem sind die Niagara heute de facto eine Stahlbetonkonstruktion, um natürliche Erosion durch die Wassermassen zu verhindern. Wäre das nicht so, würde der Wasserfall ständig flussaufwärts „wandern“ und wäre irgendwann weg von der ganzen Touristen-Infrastruktur.
Es geht weiter Richtung Lake Ontario. Regenwetter zeichnet sich ab.
Das ärgste Sauwetter sitzen wir bei Bram und Elly in St. Catharines aus. Die beiden betreiben Obstplantagen und Gewächshäuser und Bram führt uns durch den Betrieb.
Dort werden unter anderem Pfirsiche für die Supermärkte der Region produziert…
…und alles Mögliche an Grünzeug und Blümchen in riesigen Glashäusern gezogen. Bram und die Glashaustechnologie stammen übrigens aus Holland.
Weil sich über die Niagara-Fälle schlecht mit Schiffen fahren lässt, wurde für Frachtschiffe ein Kanal mit Schleusen zur Überwindung der Höhendifferenz zwischen Lake Erie und Lake Ontario gebaut. Bei jeder Schiffsdurchfahrt müssen die Brücken über den Kanal für ca. 10 Minuten hochgeklappt werden, und der Autoverkehr staut sich.
Eine eigene Handy-App zeigt Autofahrern, wann einzelne Brücken befahrbar sind, und wann nicht.
Über ein Kanalsystem zwischen den großen Seen können Frachtschiffe vom Atlantik bis tief ins Kernland der USA und Kanada fahren. Schiff- und Schleusenbreite sind exakt abgestimmt und die Fahrt durch die Schleusen ist Millimeterarbeit – der Spalt zwischen Schiff und Schleusenwand ist oft nicht mal eine Hand breit.
Ab St. Catharines geht es am Lake Ontario entlang. Schon ca. 120 km bevor wir Toronto erreichen, sehen wir die Skyline der Metropole am Horizont (Foto stark gezoomt).
Erst 1½ Tage später sind wir dann wirklich in Toronto und fühlen uns erstmals seit San Francisco wieder wie in einer „echten“ Weltstadt (Las Vegas ist keine Stadt, sondern eine Show).
Menschenmassen… China Town, Little Italy… Bobos, Hipster… alles ist da – hurra!
Wir werden zu einer Star-Trek-Burlesque-Show eingeladen. Die ist zwar nicht annähernd so professionell wie die Show in Vegas, aber mindestens genau so unterhaltsam. 🙂
Zwei Hobby-Fischer vor der Down-Town von Toronto auf einem Wasserfahrzeug, das man wohl am ehesten als Tret-Floß bezeichnen könnte.
Es kommt wohl nicht alle Tage vor, dass zwei in der Schweiz gemeldete Auslandsösterreicher ohne festen Lebensmittelpunkt an einem Konsulat in Kanada einen Zweitpass zwecks Einreise in „unbeliebte“ Staaten beantragen. Unser erster Versuch scheitert daher – die Vertretungsbehörde in Toronto fühlt sich nicht für Vagabunden in ausgebleichten T-Shirts zuständig. Erst unsere direkte Kontaktaufnahme mit dem (höchst hilfreichen!) Außenministerium wird klären, dass diese Abweisung nicht nötig gewesen wäre. Naja… Hauptsache, der VDB grinst von der Wand, und nicht der Öxit-Rotzlöffel! 😉
Zurück an den Lake Ontario: Dass 10-20 kanadische Gänse im „Gänsemarsch“ knapp über dem Wasser dahin fliegen, ist quasi eine Standardsituation. Eines Tages sind es aber plötzlich tausende Gänse, die in 2-3 parallel fliegenden Ketten den gesamten(!) Horizont über dem Wasser abfliegen. Die Flugshow ist eindrücklich, wir haben aber keine Ahnung, was hier eigentlich passiert. Manchmal „verheddern“ sich die endlosen Gänse-Ketten und es kommt zu riesigen, metamorphen Gänse-Knoten. Sehr schräg, das alles!
…Dagegen wirkt eine einzelne Möwe vor einem doppelten Regenbogen wirklich einsam.
Echt lustig finden wir Waschbären. Nachdem wir täglich bedauern müssen, dass viele dieser sympathischen Banditen auf den Straßen ums Leben kommen, freuen wir uns (ganz im Gegensatz zu den Einheimischen) riesig, als wir endlich mal auf eine quicklebendige Waschbären-Bande treffen… die gerade ein Vogelhäuschen kapert. 😉
Das Interesse ist offensichtlich gegenseitig und nach einer kurzen Verständigungsphase gelingt der Handshake zwischen den beiden Spezies. (Nein, wir haben sie nicht angefüttert!)
Materialbeschaffung bei Bloomfield Bicycle Co. – einem Hippie-Bike-Shop im Prince-Edward County, der uns zuvor empfohlen wurde. Wir haben noch nie so einen bunten Fahrrad-Zoo gesehen: Von alten japanischen „Waffenrädern“ bis zu hochgezüchteten Titan-Boliden findet sich alles hier.
Natürlich leben auch einige Tandems in diesem Zoo – Wir nutzen die Gelegenheit für eine Probefahrt. Fazit: …zzzZZZisch!
Pünktlich zur Halbzeit dann natürlich – wie zuvor zwischen den beiden Alphatierchen ausverhandelt – der Wechsel am Pilotensitz. 😉
Am Tag danach dann wieder auf getrennten Rädern. Per Fähre gehts vom Prince-Edward County zurück aufs Festland.
Wir erreichen Kingston, wo sich am See allerhand tut…
…und Kathi mit einer umfangreichen Serie an Besuchen von alten Freunden aus ihrer Zeit in Kanada beginnt. Wir pennen eine Nacht bei Femi und machen am nächsten Tag gemeinsam ein Frühstück.
In Kingston endet der lange Reiseabschnitt entlang der Ufer der großen Seen und wir erreichen den St. Lorenz Strom, der uns bis an die Ostküste des Kontinents begleiten wird.
Da werden Erinnerungen wach an unseren Kanada Urlaub vor ? Jahren … Fantastische Bilder und die Kommentare dazu …👍Danke für’s teilhaben lassen! 😚